Wolf

Einsamer schwarzer Wolf, trab durch die Nacht,
Kalte, klare Augen mit durchschneidender Macht.
Über dichtes Unterholz, unter lichtem Geäst,
Die Ohren spitz, die Jagd ins Gesicht gefräst.

Hier eine Bewegung, dort ein Rascheln leis',
Voran, voran! Beute erlegen um jeden Preis.
Das Fell seiden glänzend in des Mondes Schein,
So schleicht der Wolf mit den Sternen allein.

Vom Rudel verstossen, auf sich selbst gestellt,
Zu Beginn gejault, geheult und arg gebellt.
Jetzt abgestumpft, das Leben ist nun kein Scherz,
Auf kahlem Fels verkündet des Herzens Schmerz.

Schwarzer Wolf, der zuletzt doch noch lacht,
Zieht seine Kreise durch kalte mondlose Nacht.
Über weite Lichtungen, unter Himmel glasklar,
Nase schnaufend, heisser Atem gar sichtbar.

Hasen erlegt, den Hunger leicht befriedet,
Gefasst ein Huhn, die Luft noch gefiedert.
Hinfort, stets dem unbekannten Ziel entgegen,
Flucht des Rudels irren verwegenen Wegen.

Funkelnde Augen, kein Partner weit und breit,
Immerdar laufend verrinnt des Lebens Zeit.
Trauer verbuddelt, versiegt des Tränen Golfs -
Trab, trab! Der Weg des einsamen schwarzen Wolfs.


(c) Michael Twarkowsky, 28. Juni 2009